Grübel SV
Grübel SV Torfstichweg 4, 33613 Bielefeld

Wie saniere ich einen Altbau oder kann ich Energie im Gebäude sparen?

Dieser Antwort möchte ich mich zuerst einmal mit einer allgemein physikalischen Erklärung nähern…

Energie kann nicht geschaffen oder vernichtet werden. Energie kann lediglich umgewandelt werden, z.B. von Kohle über Wärme in Strom. Energie ist also eine Erhaltungsgröße, wie es der erste Hauptsatz der Thermodynamik beschreibt.

Da also auch Wärmeenergie nicht geschaffen oder vernichtet werden kann, sondern nur aus anderen Energieformen erzeugt oder in diese überführt werden kann, kann Wärmeenergie nicht im eigentlichen Sinne „gespart“ werden. Man kann lediglich Voraussetzungen schaffen, die benötigte Wärmeenergie nicht wieder in andere Energieformen zu überführen, oder die Wärmeenergie möglichst lange am gewünschten Ort „festzuhalten“. Allein dadurch kann die Umwandlung von „Energieträgern“ wie z.B. Benzin, Gas, Kohle, Heizöl und Strom in Wärmeenergie reduziert werden.

Dies wird dann umgangssprachlich „Energie sparen“ genannt.

Wie bei dem Beispiel oben aufgeführt, ist Wärme auch eine Energieform und zwar eine spezielle. Denn Wärmeenergie ist die Bewegungsenergie der Moleküle. Durch den Zufluss von Wärme wird die Bewegungsenergie der Moleküle erhöht. In Gasen und Flüssigkeiten findet eine ungeordnete Bewegung der Moleküle statt, während in Festkörpern die Moleküle Schwingungen um eine Ruhelage ausführen. Dies kann man sich wie zwei Rock´n Roll Tänzer vorstellen, wobei der männliche Part auf der Stelle bleibt und er seine Tanzpartnerin um sich herum schleudert ohne sie loszulassen.

Und noch etwas….bei der Umwandlung von Energieformen geschieht dies nie 1:1. Die durch die Verbrennung der Kohle erzeugte Wärmeenergie wird nicht 100%-ig zu Strom umgewandelt werden können. Bei solchen Prozessen geht immer auch viel Energie verloren. Zum einen gibt es die Verluste im Kraftwerk, oder in der heimischen Heizungsanlage, etc., z. B. bei der Verbrennung. Aber auch allein der Vorgang der Energieumwandlung selbst kann nicht immer verlustfrei sein. Dies ist durch die sogenannte Entropie (griechisch: en tropos, im Wechsel) im zweiten Hauptsatz der Thermodynamik beschrieben. So kann z. B., vereinfacht dargestellt, mechanische Energie durch Reibung vollständig in Wärmeenergie überführt werden, die gleiche Menge Wärmeenergie könnte andersherum aber nie vollständig in dieselbe Menge mechanischer Energie umgewandelt werden. Dies alles zusammen stellt dann insgesamt den Wirkungsgrad einer Energieumwandlung dar.

Soweit so gut…..

Was kann ich also tun, um die mit Wärme in Bewegung gesetzten Moleküle dort zu halten, wo sie sein sollen: „In den Räumen meines Hauses!“

Die Techniken zur Optimierung der Energieeffizienz von Gebäuden sind u.a. luftdichte Gebäudehülle, Vermeiden von Wärmebrücken, kompakte Gebäudeform, Einbau von Wärmeschutzverglasung, optimale Nord-/Südausrichtung und natürlich gute Wärmedämmung der Außenwände. Alle diese Maßnahmen tragen dazu bei, dass ich den benötigten Heizwärmebedarf gering halte oder umgangssprachlich „Energie spare“.

Im Neubau sind alle vorgenannten Punkte recht einfach durch gute Planung und anschließende Ausführung umzusetzen. Wobei hier verschiedene Gesetze und Normen greifen, die die Energieanwendung in Gebäuden regelt. Am bekanntesten ist die in Deutschland im Jahr 2002 eingeführte Energieeinsparverordnung (EnEV). Diese Verordnung ist u.a. in den Jahren 2004 und 2009 novelliert worden. Im Jahr 2014 wurde eine weitere Novelle der EnEV verabschiedet.

Doch wie sieht es im Altbau aus? Welche Schwierigkeiten können hier bei der Sanierung zum Passivhausstandard auftreten?

In der Planungsphase einer energetischen Sanierung sind eine Vielzahl von Überlegungen zu tätigen und Schwierigkeiten zu überwinden. So gibt es an jedem Gebäude Wärmebrücken an auskragenden Bauteilen (z.B. Balkone), die entschärft werden müssen. Auch kann keine nachträgliche Dämmung an Bodenplatten vorgenommen werden, wenn das Gebäude nicht unterkellert ist. Wenn das Gebäude einen Keller hat, kann z.B. unterhalb der Deckenplatte zum Keller die nachträgliche Dämmebene angebracht werden. Doch sind bei einer Kellerdeckendämmung im unbeheizten Keller die Aufbauhöhen oft nicht ausreichend, so dass die Dämmung dann doch nicht angebracht werden kann.

Die solare Energiegewinnung über Fensterflächen ist nicht oder nur eingeschränkt möglich. Sollte diese Möglichkeit mit einbezogen werden, sind im Bestand oft aufwendige Grundrissveränderungen notwendig. Hierzu kommt, dass Bestandsgebäude nicht selten ein ungünstiges „A / V – Verhältnis“ aufweisen, also das Verhältnis von der wärmeabgebenden Außenfläche des Gebäudes zum von dieser Fläche umschlossenen, beheizten Raumvolumen zu hoch ist und somit die Wärmeabgabe über die Außenfläche relativ höher ist.

Auch heutzutage unbedingt zu empfehlende Lüftungsanlagen mit integrierter Wärmerückgewinnung können im Bestandsgebäude nachträglich oft nicht, oder nur sehr aufwendig installiert werden.

Eine Besonderheit ist noch bei Fachwerkhäusern oder Gebäuden mit Holzbalkendecken zu erwähnen. Hier lässt sich die luftdichte Ebene nachträglich kaum und meist nur mit unverhältnismäßig großem Aufwand einbauen.

Abschließend ist noch die Energiegewinnung über Photovoltaik (Strahlungsenergie der Sonne wird direkt umgewandelt in elektrische Energie) oder die solarthermische Nutzung (Strahlungsenergie der Sonne wird direkt umgewandelt in Wärmeenergie) zu nennen, die maßgeblich von dem Gebäudestandort und der Ausrichtung des Gebäudes abhängt. Diese Parameter können bei der Sanierung naturgemäß nicht mehr geplant, bzw. beeinflusst werden.

Eine genaue Planung und das Einbeziehen von vielen Parametern sind also nötig, um „Energie im Altbau zu sparen“.

Doch auch auf dem Bau gilt „Nichts ist unmöglich“, auch wenn jede Baustelle eine Einzelfertigung und manchmal sehr schwierig ist. Die positiven Aspekte einer energetischen Sanierung überwiegen, denn sie erhöht den Wohnkomfort, schafft Werte für die nächsten Generationen, erfreut den eigenen Geldbeutel und schont die Umwelt.

Michael Grübel